Zeichen und Figuren

Zu einem chinesischen Lied arbeite ich an einer musikalischen Analyse: Entsprechend ihres Klangverhaltens werden Notengruppen zu musikalischen Figuren gruppiert. Letztere erhalten jeweils ein mit dem Pinsel ausgeführtes Zeichen. Diese Zeichen werden im musikalischen Raum positioniert, bewegen sich, überlagern sich, gehen ineinander über, etwa so, wie es das Bild Tien Shan zeigt

Perspektiven mit Zappa

Inspiriert durch die weltweit besondere Zappanale in Bad Doberan, M-V, ist die Beschäftigung mit der Musik Frank Zappas ein besonderer Programmpunkt des Netzwerkes Musikmalerei. Das Jazzprojekt Hundehagen, eine Institution des Festivals, konnte zur Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Musikmalerei für ein Konzert zum Spätwerk Frank Zappas gewonnen werden. Christian Kabuß steuerte dazu eine Werkserie aus 6 Arbeiten bei.

Den avisierten Termin, den 31. Oktober 2020, haben wir trotz der abgeschlossenen Vorbereitungen und des Datums knapp vor neuen Lockdown-Regelungen auf „nach dem Ernstfall Pandemie“ verschoben. Es soll keine letzte Party vor der schwierigen Zeit, sondern ein Fest zum Neubeginn werden.

Wie das Wandbild in der Seniorenwohnstätte Dargun zum Projekt Wiesengrund – Gi talo gi halom tåsi und einer Präsentation der Kabußschen Werke zur Musikmalerei im Sauerland ist damit das Zappakonzert ein Symbol dafür, dass es weitergeht mit der Musikmalerei in M-V.

Musikalisch-malerischer Salon

Gut besucht, mit Aufmerksamkeit und Behutsamkeit in Anbetracht der besonderen Situation der Pandemie fand der Salon Circipanien statt. Entsprechend der aktuellen Vorschriften in der Form eines Podiumsgespräches. Der Zusammenhang von Musik und Malerei im Ausstellungsbereich der Kunsthalle Karnitz wurde in den Vorträgen der Maler Ezadin und Kabuß anschaulich. In Anwesenheit der Künstlerin wurden dazu die Videos All Morgen I-IV von Iris Vitzthum gezeigt und angeregt diskutiert.

Die Reihe Salon Circipanien, die beim Fest zu Gast war, ist eine von Adrienne Györgyi begündete langjährige Gesprächs-Institution im Gebiet der Peenursprünge, die sich kulturellen Themen und einem Bedürfnis nach Gedankenaustausch und Ideenentwicklung widmet. Schön, dass dieses Stück Vernetzung mit dem Projekt Musikmalerei gelungen ist – ebenso wie der Schnittpunkt zur Aktion Kunst Heute des Künstlerbundes, von der der Salon überregional, M-V-weit angekündigt wurde.

Iris Vitzhum

Iris zeigte 4 Videos zur Verkentstehung entlang von Orgelimproviationen zum Choral All Morgen ist ganz frisch und neu. Unten sehen Sie Videostills der ersten Strophe.

www.irvi.de Iris Vitzthum, Atelier: Pestalozzistraße 28, 17489 Greifswald

Musik: Prof. Dr. Matthias Schneider

(Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft Universität Greifswald) gespielt an der Johann-Simon-Buchholz- Orgel, Kirche Gristow

Hier abgebildet: Videostills aus Video=Strophe 1

Gruß aus Ludwigslust

Ein afghanisches Lied, das wir mit Freunden in Neukalen gesungen hatten, grüßte uns aus Ludwigslust. „Wir wollen uns freuen“, wurde dort auf afghanisch zu einer Taufe gesungen, mit der ein neuer afghanischer Mitbürger dort in die Gemeinde aufgenommen wurde.

Iris Vitzthum, Luai Najmadin Ezadin, Christian Kabuß – Musikmalerei in Mecklenburg-Vorpommern

Malerei in Verbindung mit Musik – mit Iris Vitzhum und Christian Kabuß präsentierten zwei anerkannte Künstler*innen aus M-V frühe Werke und Aktuelles zum Thema. Besonders und neu dabei: Luai, ein neuer Mitbürger aus dem Irak, der für die Ausstellung zu dem Thema arbeitete und Gefühle, Lieder seiner alten Heimat und konkrete Situationen in Malerei unmsetzte. Die Teilnahme an der Aktion Kunst Heute des Künstlerbundes M-V war für ihn ein wichtiger Schritt der Integration in seinem neuen Land.

Workshops Liedermachen

Jörg Knüppel und das Saoud Farman/Siyar Agiri gemeinsam lieferten 2 intensive, intime Workshops. Mitgebrachtes der Teilnehmer, Texte und Musikvorstellungen, spielte eine große Rolle – und wir hatten hinsichtlich der Hygienebediningungen Glück: Mildes, sonniges Wetter ermöglichte das Arbeiten im Freien. Wir lernten nach dem Hinkelsteinfest erneut, wieviel kontinuierliche Arbeit und ständige Moderation dahinter steckt, eine Veranstaltung zu organisieren, (fast) ohne, dass man die dieser Tage so wichtigen Vorsichtsmaßnahmen bemerkt.

Trotzdem war Gemeinsamkeit möglich – insbesondere in Knüppels Werkstatt erarbeiteten Teilnehmer eine gemeinsame Präsentation – zwischen Reggae und Rap – zum Konzert.

Der zweite Kurs stand im Zeichen einer sprachlichen Zusammenarbeit: die Übersetzung eines kurdischen Liedes wurde erarbeitet und dann deutsch/kurdisch präsentiert.

Das Festkonzert

Für den ausgefüllten, intensiven Workshoptag wurde der Abend zum Höhepunkt. Eine noch nie gespielte Gitarre erklang zur Eröffnung – neu, besonders und schön. Der Workshop Knüppel präsentierte dann seine Ballade von der Pazifizierung des Tigers. Jörg Knüppels Konzert spiegelte das kleine Leben mit überraschenden musikalischen Strukturen. Bei Şiyar Agirî kam die Sehnsucht nach Frieden, die tiefe Verbundenheit mit der Heimat zum Ausdruck. Selbst Kurde, gehörten bei ihm dazu auch arabische Lieder – und die deutsche Nachempfindung eines seiner Songs, die in seinem Workshop erarbeitet und nun vorgetragen wurde – von einer Teilnehmerin, für die es die erste Performance ihres reichhaltigen Lebens war. Eine letzte Steigerung war der Konzertabschluss Knüppel am Schlagzeug und Kabuß am Piano kamen zu Agirî auf die Bühne. Antwortend auf die Lebendigkeit der Musik wäre ein gemeinsamer Tanz nun die zwangsläufige Folge gewesen, Eröffnung einer rauschenden Nacht – wir hoffen, dass dies bald wieder möglich ist.