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Es gibt ein Bild. Kommst du?

Klimasänger

Der Popsänger S. begegnet mir seit einer Veranstaltung zur Verleihung eines bestimmten Kunstpreises immer wieder. Oft denke ich an ihn. Irgendwie scheint er fehl am Platze, niemals gibt er auf. Der besagte Kunstpreis zielte auf künstlerische Statements, Vorschläge und Aktionen zum Klimaschutz. Kinder, Jugendliche und Laien standen gleichberechtigt neben professionellen Künstlern auf den Nominierungslisten. S. war Schirmherr der Aktion. Er beglückwünschte uns alle zu unserem Engagement und der Relevanz unserer Werke und bereitete seinen Auftritt vor. Mit Spannung erwarteten wir ein Lied, das an diese Dringlichkeit anknüpft… Es wurde kein Wohlfühlauftritt. S. sang sein neues Lied über Liebe und Trennungsschmerz. Die Blumendekorationen vor der Bühne wurde plötzlich ein Dickicht, in denen sich S. zu verstricken drohte, die Bühnenbeleuchtung zum Neonlicht an kalten Arbeitsplätzen, die wir so kaum noch zu kennen glaubten. Das Wissen um den thematischen Fehlgriff meinte man zu spüren, das Playback lief unbarmherzig. Stopp.

Nach guten Erfolgen bei einer Casting-Show und einem ersten Hit lag der Mann mit der weichen, ernsthaften Stimme oft daneben. Trat in kleinen Shows auf. Schaffte keinen neuen Hit.

Doch unsere neue Begegnung – mit einer Duettpartnerin sang er ein Lied über das Wieder-Aufstehen auf dem Bildschirm einer Fast-Food-Kette – hat mich erreicht. In dem Moment habe ich verstanden, worum es schon beim Klimapreis ging. Dass wir, um die Kunst für die Aufgaben, die unsere Welt ihr gibt – Klimaschutz, Zwischenmenschlichkeit, Lebensalternativen – in Bewegung zu halten, als Künstler durchhalten müssen.

Sei es mit einem Honorar für ein unpassendes Lied. Mit aller möglichen Kunst gegen die unwirtliche Welt. Sing weiter, Popstar, sing deine Lieder, gib niemals auf, auch wenn die Kräfte schwinden! Ich widme dir ein Bild.

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