Archiv für den Tag 13. Oktober 2019

Struktur eines fernen schwebenden Liedes

Die mit dem Tafelbild „First Sound“ begonnene Geschichte spinnt dieses Werk weiter. Es geht der These des Künstlers nach (bzw. wird es in Zukunft tun), dass sich Musik in ihrer notierbaren Struktur, die für Tonhöhen, Lautstärken, zeitliche Parameter und all ihre Zusammenhänge steht, darstellen lässt – reproduzierbar nach einem Regelwerk und doch assoziativ verallgemeinernd, für viele gültig. Mir Mut machende Vorbilder für diesen Ansatz sind die Zusammenarbeit von Le Corbusier/Iannis Xenakis – beim Fensterdesign des Klosters La Tourette oder beim Phillips-Pavillon zur Weltausstellung in Brüssel 1958, die Zeichnungen von L. Alcopley zurr Musik Edgard Varèses und die auf Akustik gegründete Informationsästhetik Abraham B. Moles.

Das offene, unvollendete Werk, das ein Spielfeld der Möglichkeiten auslegt, wird hier als leichter schwebender Beginn vorgestellt. Mittel zur Darstellung dieser Unvollendetheit ist antikes, feines, halbdurchlässiges Papier vor Kohle-Gesso-Strukturen, das im Raster mit feinen Nägeln reversibel aufgebracht wurde. Struktur und Formen von Y.s Lied können auf dieser Folie erahnt, erarbeitet, erprobt werden. Dazu bedarf es eines Zukunftselementes – eines Zusammenhanges von Ausstellungssituation, Workshops und Performance. Komplizen der künstlerischen Forschung werden dann zusammenarbeiten, um klangliche Elemente und Figuren aus Y.sLied in Zeichnungen aufzeigen und ihre Formen, Wanderungen und Zusammenhänge im musikalischen Raum wie auf einem Schachbrett offenlegen. Dafür werden die durch das Papierraster markierten Leerstellen nach und nach mit Zeichnungen der Teilnehmer gefüllt und die Positionen und Zusammenhänge der Zeichnungen zueinander immer wieder verändert. Bild und Bildschaffende(r) warten auf diese Möglichkeit der Entwicklung – nach Beendigung unserer aktuellen, bemerkenswerten Zeit.