Archiv für den Monat Oktober 2019

Struktur eines fernen schwebenden Liedes

Die mit dem Tafelbild „First Sound“ begonnene Geschichte spinnt dieses Werk weiter. Es geht der These des Künstlers nach (bzw. wird es in Zukunft tun), dass sich Musik in ihrer notierbaren Struktur, die für Tonhöhen, Lautstärken, zeitliche Parameter und all ihre Zusammenhänge steht, darstellen lässt – reproduzierbar nach einem Regelwerk und doch assoziativ verallgemeinernd, für viele gültig. Mir Mut machende Vorbilder für diesen Ansatz sind die Zusammenarbeit von Le Corbusier/Iannis Xenakis – beim Fensterdesign des Klosters La Tourette oder beim Phillips-Pavillon zur Weltausstellung in Brüssel 1958, die Zeichnungen von L. Alcopley zurr Musik Edgard Varèses und die auf Akustik gegründete Informationsästhetik Abraham B. Moles.

Das offene, unvollendete Werk, das ein Spielfeld der Möglichkeiten auslegt, wird hier als leichter schwebender Beginn vorgestellt. Mittel zur Darstellung dieser Unvollendetheit ist antikes, feines, halbdurchlässiges Papier vor Kohle-Gesso-Strukturen, das im Raster mit feinen Nägeln reversibel aufgebracht wurde. Struktur und Formen von Y.s Lied können auf dieser Folie erahnt, erarbeitet, erprobt werden. Dazu bedarf es eines Zukunftselementes – eines Zusammenhanges von Ausstellungssituation, Workshops und Performance. Komplizen der künstlerischen Forschung werden dann zusammenarbeiten, um klangliche Elemente und Figuren aus Y.sLied in Zeichnungen aufzeigen und ihre Formen, Wanderungen und Zusammenhänge im musikalischen Raum wie auf einem Schachbrett offenlegen. Dafür werden die durch das Papierraster markierten Leerstellen nach und nach mit Zeichnungen der Teilnehmer gefüllt und die Positionen und Zusammenhänge der Zeichnungen zueinander immer wieder verändert. Bild und Bildschaffende(r) warten auf diese Möglichkeit der Entwicklung – nach Beendigung unserer aktuellen, bemerkenswerten Zeit.

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61|208 68|2· 14|61 – Notational-grafische Präzision und warmherzige Intuition

Y. aus G. gab ein Privatkonzert in den Übungsräumen des Institutes. Vier beeindruckende chinesische Lieder aus verschiedenen Epochen mit einer Einführung in die Zahlennotation. Unsere Herausforderung: die Bildlichkeit des gewählten Lied zunächst über Musik, Sprachklang und Notation erschließen, dann erst geht es um eine Übertragung des Chinesischen. Mit der praktizierenden Mathematiklehrerin Y. und ihrem Mann C., Instrumentalist, gibt es einen besonderen Dialog zwischen der Präzision des CAD-Zeichnens und der malerischen Rauheit des Gesangs.

Margot und Brigitte erkunden den Stein

Das Projekt 9 Canzoni 9 Bilder 1 Festival setzt auf den Schnittpunkt das Ateliers des Künstlers für Begegnungen zu Malerei und Musik. Ein besonders wirksamer Arbeitsort ist jedoch der öffentliche Raum: Um seine Arbeit bekannt zu machen, arbeitet Kabuß an der Straße zwischen Alt- und Neukalen am Hinkelsteinprojekt, einem Teilunternehmen von #9c9b1f. Die Musik des Avantgarde-Jazz-Konzeptalbums Findling bildet die nichtfigurative Struktur des Malhintergrundes, die Begegnungen mit den Menschen am Straßenrand formt die Erzählung des Werkes – von Traktoren am Blüstreifen, der Ulmenalle und der glücklichen Kuh. Projektspenden und 17 intensive Begegnungen – zum Altkalener Dorffest, zur Aktion KunstHeute des Künstlerbundes MV und bei spontanen Stopps von Passanten. Musikalisch inspiriert der Stein ein Freejazz-Projekt und die plattdeutsche Beschäftigung mit de Kauh.